
Autorin: Maja Lunde
Verlag: btb
Erschienen am: 20.3.2017
Seitenzahl: 528
ISBN: 978-3-442-75684-1
Darum geht’s:
Der Titel ist Programm. Die Geschichte der Bienen wird anhand von drei persönlichen Geschichten erzählt, die immer mehr miteinander verwoben werden.
Deswegen empfehle ich dieses Buch:
„Die Geschichte der Bienen“ ist gerade in Zeiten des Klimawandels und des Umweltaktivismus so relevant, wie nie. Das wird gleich zu Beginn des Buches deutlich klar, als praktisch sofort die Auswirkungen des Bienensterbens thematisiert werden. Aber von Anfang an: In den ersten Kapiteln lernen wir zunächst die drei Personen kennen, deren Geschichten alle von den Bienen beeinflusst werden.
Als erstes is da William. Er lebt im Jahr 1852. Er ist schwer krank und kann sein Bett nicht verlassen. Sehr eindringlich wird der Leser hier mit in sein Leiden genommen, leidet mit und stell gleichzeitig in Frage, wie viel der Krankheit auch psychosomatisch ist. Die Familiensituation ist angespannt und man bekommt ein Gefühl dafür, welche Erleichterung es ist, als William eines Tages die Idee für einen neuartigen Bienenstock kommt. Wie William selber fühlt man diesen neuen Tatendrang und es ist sehr spannend so darüber zu lesen, wie die moderne Imkerei angefangen hat. In Williams Kapiteln lernt man am meisten über die Bienen, über ihr Sozialverhalten, ihre Gewohnheiten und Bedürfnisse. Er recherchiert für den Bienenstock und der Leser bekommt durch ihn eine Basis, auf der er weiter über diese Tiere lesen und mitdenken kann.
Die zweite Person, die in die Geschichte der Bienen eingewoben ist, ist George. George ist Imker. Imker in unserer Zeit. Er benutzt jene Bienenstöcke, die man als Leser schon William zuordnet und ist somit nicht nur mit den Bienen, sondern auch direkt mit William verbunden. Bei George „erlebt“ man beide Facetten des Imkerns: Wie einfach es ist, wenn die Bienen fleißig sind und wie schön es sein kann sie summen zu hören. Aber auch wie problematisch zum Beispiel Wetter sein kann und wie empfindlich das Gleichgewicht eines jeden Bienenvolkes ist. Was ich bewegend an Georges Kapiteln fand ist vor allem, das durch ihn praktisch ein Erzählpunkt in unserer Gegenwart ist. Die Geschichte ist so auch im Hier und Jetzt verankert und thematisiert aktuelle Debatten, wie zum Beispiel die Diskussionen und Vor- und Nachteile von einfachen Hobbieimkern und jenen, die für die großen Konzerne in Mengen produzieren. Diese Kapitel bewegen, weil sie uns als Leser mit hineinnehmen und vor Augen führen, wie aktuell und relevant dieses Buch ist.
Die dritte Person, die wir als Leser kennen lernen ist Tao. Tao lebt 2098 in einem kleinen Dorf und arbeitet auf einer Art Farm um Blumen/Bäume zu bestäuben. Ihre Kapitel symbolisieren wohl vor allem die schrecklichen Folgen, die es hat/haben würde, wenn Bienen aussterben. Essen in Taos dorf ist knapp bemessen, Kinder sind nur noch unter bestimmten Bedingungen erlaubt usw. Wie in den anderen beiden Geschichten schafft es Maja Lunde auch bei Tao wieder uns als Leser zu einem Teil der Geschichte werden und mitfiebern zu lassen. Denn die junge Mutter verliert ihren Sohn. Der Leser vermutet schnell, dass ihr Junge eine Bienenallergie hat und stirbt, weil Bienenstiche schon garnicht mehr richtig bekannt und behandelbar sind. Als diese Wahrheit nach und nach ans Licht kommt ist ihre Geschichte vor allem eine der Hoffnung. Denn war für sie als Individuum einen schrecklichen Verlust bedeutet, bedeutet für die Gesellschaft in der sie lebt, wieder Aufatmen. So sieht auch sie es am Ende und sagt, dass der Junge, den die Öffentlichkeit kennenlernt einer ist, der den Neuanfang ankündigt. Der durch seinen Tod von der neuen Chance der Natur erzählt.
Maja Lunde schafft es in „Die Geschichte der Bienen“ meisterhaft die persönlichen Schicksale in das große Ganze einzuordnen. Sie hat einen tollen Schreibstil, der den dei verschiedenen Persönlichkeiten gerecht wird und trotzdem eine sehr harmonische Verbindung zwischen ihnen schafft. Ich fand ebenfalls sehr gut gelungen, wie immer wieder kleine Details ins Auge springen, die in allen drei Schicksalen vorkommen.
Heißt also…
„Die Geschichte der Bienen“ erzählt drei persönliche Schicksale und verbindet sie toll miteinander. Aber es ist auch ein Buch, dass uns als Lesern die Bienen näher bringt. Es informiert und führt uns vor Augen wie wichtig sie für unsere Natur und dadurch auch für das Klima sind. Ich kann dieses Buch wärmstens empfehlen 🙂