
Autorin: Emma Scott
Verlag: LYX
Erschienen: 29.1.2021
Seitenzahl: 464
ISBN: 978-3-7363-1428-3
„Du kannst mich nicht weiter lieben. Du hast nur fünf Minuten.“ „Mehr brauche ich nicht. Ich habe nie mehr gebraucht.“
Darum gehts:
Thea hat Amnesie. Und zwar eine seltene, besonders starke Form. Alle fünf Minuten wird ihr Gedächtnis praktisch zurückgesetzt und alle bis auf ihren Pfleger Jim haben die Hoffnung aufgegeben, dass ihr geholfen werden kann. Jim jedoch setzt sich für sie ein. Kann unter diesen Bedingungen eine Freundschaft oder sogar eine Liebe entstehen?
Das sage ich…
…zum Inhalt:
Als ich den Klappentext gelesen habe war ich sehr skeptisch. Wie kann ein Buch mit dieser Prämisse überhaupt funktionieren, ohne völlig übezogen oder sogar albern zu wirken? Ganz einfach: Wenn Emma Scott es schreibt. Sie schafft es meiner Meinung nach genau die richtige Ballance zu finden zwischen Glaubwürdikeit von Theas Zustand und ihrem Leben in der Klinik auf der einen, und fiktionalisiertem/romantisiertem Umgang mit der Amnesie, der eben den Handlungsverlauf erlaubt. Was entsteht ist eine Geschichte, die mich total in den Bann gezogen hat. Eine Geschichte, die die Frage aufwirft, was das Leben als solches eigentlich lebenswert macht und wie weit wir zu gehen bereit wären um dieses Leben zu genießen. Wie gehen wir mit Verlust um? Wie schaffen wir es unsere Träume trotz aller Wiedrigkeiten nicht aufzugeben? Was macht unser Selbstwertgefühl aus? So viele existenzielle, wichtige Fragen, zu denen Emma Scott mit dieser wunderschönen Liebesgeschichte ein paar wirklich schöne Dinge sagt.
…zu den Protagonisten:
Jim (auch Jimmy genannt) ist ein unglaublich starker Protagonist. Emma Sott hat eine Vorliebe für Menschen, die Schweres durchmachen oder durchgemacht haben und schafft es immer wieder dieses Figuren so viel Tiefe und so viele Dimensionen zu verleihen, dass man super mit ihnen mitfühlen und sich mit ihnen identifizieren kann. Jimmy ist ein herzensguter Mensch. Jemand der nichts lieber will, als anderen zu helfen. Jemand der sich unglaublich stark für andere einsetzt. Und diese Eigenschaften sind nur umso beeindruckender, wenn man im Verlaufe des Buches von seiner Vergangenheit liest, die ihn z. B. zum Stotterer gemacht hat. Er hätte so leicht auf die falsche Bahn geraten können, hat in gewisser Weise ein Bad Boy Image aufgebaut und die Tatsache, dass man als Leser schnell merkt, dass er das nicht wirklich ist, sorgt dafür, das man ihm nur wünscht, dass er einfach einmal Glück hat und ihm etwas Gutes passiert.
Thea ist diejenige, die trotz ihrer Amnesie dieses Gute in Jimmy sieht. Von der ersten Begegnung an wird klar, wie sehr sie Jimmy schätzt und das er auf eine ganz eigene Art zu ihr durchdringt. Es ist so traurig, wenn man aus Jimmys Perspektive liest, wie die beiden immer wieder Gespräche führen, die genau das zeigen, die Thea aber nach fünf Minuten schon wieder vegisst. Gegen Ende des Buches lernt man Theas Charakter ein wenig mehr kennen. Sie ist eine Künstlerin durch und durch und auch wenn man diese Frohnatur schon zu Beginn erkennt, ist es doch schön am Ende die „echte“ Thea zu haben. Denn diese „echte“ Thea sprüht nur so vor Leben, hat eine tolle Dynamik mit Jimmy und gibt ihm ein Stück Selbstwertgefühl zurück, was beides super süß erzählt ist.
…zum Stil:
Das Buch ist hauptsächlich aus Jimmys Sicht geschrieben. Und das ist eine wirklich gute Wahl. Man bekommt viel von Jimmys innerem Kampf mit, als er sich immer mehr in Thea verliebt aber genau weiß, dass er aufgrund ihrer Situation niemals mit ihr zusammenkommen können wird. Wie nach und nach Hoffnung wächst und seine Vergangenheit stückweise mehr erzählt wird ist super aufgebaut. Es gibt auch Passagen aus Theas Sicht, die ebenfalls sehr gut funktionieren, da sie zwar immer nur kurz sind, aber trotzdem wichtige Einblicke in ihren Kopf geben und die Handlung ergänzen. Durch ihre Amnesie wäre es vermutlich auch schnell zu viel gewesen, längere Passagen aus Theas Sicht zu haben.
Emma Scott Stil ist wie immer: Kitschig, Romantisch und Temporeich. So viele wunderschöne Zitate, so viel Herzschmerz, aber auch so viel Liebe. Ich war absolut verzaubert.
Heißt also:
Dieses Buch hat Jahreshighlight-Potenzial.