Firekeeper’s Daughter

Autorin: Angeline Boulley

Verlag: cbj

Erschienen: 21.3.2022

Seitenzahl: 560

ISBN: 978-3-570-16601-7


Freundlichkeit kann einem klein vorkommen, Daunis, aber sie funktioniert wie ein Kiesel, den man in einen Teich wirft, die Wellenkreise reichen weiter, als man dachte. (S. 74)

Darum gehts:

Daunis ist 18 und träumt davon endlich aus ihrer Reservation wegzukommen, in der sie sich als halb-weiß, halb native-american nie richtig zugehörig gefühlt hat. Sie legt diese Pläne zunächst auf Eis, weil ihre Mutter krank wird. Als sie den neuen Hockeyspieler Jamie kennenlernt, scheint die Situation auch trotz allem nicht so schlecht. Doch dann geschieht ein Mord und plötzlich ist alles anders und Taunus findet sich mitten in einer Ermittlung des FBI wieder.

Das sage ich…

…zum Inhalt:

Dieses Buch lebt von seinem Setting in der Kultur der Ojibwe. Von der ersten Seite an, wird man als Leser*In in die kleine Ortschaft, in dem die Native Americans dieses Stammes leben mitgenommen und bekommt durch Daunis, die Protagonistin, viel erklärt und gezeigt. Die Kultur ist sehr anders, als unsere westliche und es ist wirklich spannend auf diese Art und Weise den eigenen Horizont zu erweitern. Die Abläufe, die Gebete, der Fokus auf Familie, Verbundenheit und den Weisheiten und wie anders er gelebt wird waren wirklich authentisch erzählt (die Autorin ist selber Native und das merkt man) und dadurch gut nachzuvollziehen. Die eigentliche Handlung war ebenfalls wirklich gelungen. Es wird sehr spannend, zeigt Misstände und Rassismus, der immer noch herrscht auf und zieht richtig in den Bann.

Nun zur Kritik: Ich werde beim Schreibstil ein bisschen genauer darauf eingehen, aber kurz gesagt: So spannend die Handlung auch ist, so wenig spannend wird sie oft erzählt. Die Geschichte ist manchmal wirklich zäh und kommt nur wenig voran, sodass ich mich an einigen Stellen ein wenig durchkämpfen musste. Und das war schade, weil der Fall, in den Daunis verwickelt wird, sehr spannend ist.

…zu den Protagonisten:

Daunis als Protagonistin hat mir sehr gut gefallen. Sie ist stark, unabhängig, weiß, wofür sie steht, und was sie möchte. Trotzdem wird durch sie sehr oft auch das Thema der Identität aufgegriffen und die Zerrissenheit zwischen den beiden Ethnien, denen sie zugehört, deutlich. Ihre Familien sind sehr unterschiedlich, haben Geheimnisse und die Tatsache, dass sie für den Stamm zu weiß und für die Weißen zu Native American ist, ist ein großes Thema. Auch ihre Art mit ihrer Vergangenheit und dem, was ihre Vergangenheit ausmacht umzugehen war sehr gut gehandhabt.

Jamie fand ich schon deutlich schwieriger. Zu ihm kann ich hier wegen des Plots nicht so viel sagen, aber: In manchen Passagen fand ich ihn toll und auch Daunis und ihn zusammen gut, in anderen fand ich ihn sehr unnahbar und wenig sympathisch oder nachvollziehbar.

…zum Stil:

Das, was diesem Buch für einen massiven Dämpfer verpasst hat, ist der Schreibstil. Angeline Boulley benutzt viele Begriffe auf Aniishinabimowe, der Sprache des Stammes, die oft schwer auszusprechen sind und den Lesefluss stören. Viel wichtiger und gravierender fand ich aber, dass sie so viele sehr einfache und sehr kurze Sätze verwendet hat. Es wurde durch den Schreibstil wenig Spannung erzeugt, auch, wenn die Geschichte an sich spannend war. Die Übersetzung hat ebenfalls zum Problem beigetragen, da viel Jugendslang verwendet wird, der oft unpassend ins Deutsche übertragen wurde.

Heißt also:

Eine tolle Geschichte mit tollem Setting, die leider sehr unter Schreibsstil und Übersetzung leidet.

Bewertung: 3 von 5.

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