
Autorin: Christina Dalcher
Verlag: S. Fischer
Erschienen am: 15.8.2018
Seitenzahl: 400
ISBN: 978-3-10-397407-2a
Darum geht’s:
„VOX“ spielt in der Zukunft. Frauen dürfen nicht mehr sprechen. Im übertragenden und im wörtlichen Sinn. Doch für Linguistin Jean ergibt sich eine Möglichkeit das zu ändern.
Deswegen empfehle ich dieses Buch:
Wir lernen die Protagonistin kennen, als die Regelung, das Frauen nicht mehr reden dürfen schon in Kraft getreten ist. Frauen tragen nun Armbänder, die ihnen Schmerzen zufügen, sobald sie mehr als 100 Wörter am Tag sagen. Was vielleicht zunächst ein wenig absurd klingt ist hier Wirklichkeit und die Autorin schafft es von Anfang an uns den Ernst der Lage bewusst zu machen und mit Jean fühlen zu lassen. In Rückblenden erfahren wir, wie sich diese Regelung und die drastischen Maßnahmen, die ergriffen wurden um diese umzusetzen, entwickelt haben. Für mich sind es vor allem diese Rückblenden und Entwicklungen, die die Relevanz des Buches begründen. Jean als Erzählerin schildert, wie die Frauen nach und nach immer mehr ausgegrenzt wurden und diejenigen, die versucht haben dagegen anzugehen nicht ernstgenommen und sogar belächelt wurden. Der Prozess ist so langsam und schleichend, dass man wieder einmal erinnert wird, wie wichtig es ist sich für wichtige Dinge konstant und fortlaufend einzusetzen und nichts einfach als gegeben hinnehmen sollte.
Im zweiten Teil des Buches liegt der Fokus dann mehr auf Handlung. Die Geschichte nimmt Fahrt auf und wird nun richtig spannend. Der Präsident hatte einen Schlaganfall und Jean als Linuistin soll nun helfen eine Therapie zu entwickeln um ihm mit seiner Sprache zu helfen. Hier wird wieder die Absurdidät der Situation deutlich, das Jean zwar nicht mehr erlaubt wurde ihren Beruf weiter auszuüben, sie hier als Expertin jedoch sofort wieder zu Rate gezogen wird. Es ist spannend zu lesen, wie sie sich wieder daran gewöhnen muss reden zu dürfen und wie sie nach und nach dem Mut findet wirklich für das zu kämpfen, das ihr wichtig ist. Hier bekommt der Roman ein wenig mehr Thriller/Krimi-Gefühl, das er bis zum Ende hält. Ich fand es toll, dass es hier nicht einfach um die Tatsache des nicht sprechen dürfens an sich geht, sondern viel mehr um die Folgen und die Motivation der Protgonistin diese zu ändern. Hier wird ebenfalls deutlich, wie wichtig Jeans Tochter für diese Motivation ist. Zu einem Teil ist „VOX“ also auch eine bewegende Mutter-Tochter/Familien-Geschichte.
„VOX“ schafft es uns vor Augen zu führen, wie wichtig Sprache ist. Uns ist vielleicht nicht bewusst, wie viel wir täglich reden und für wie viele Dinge wir Worte benutzen. Aber Worte sind mächtig. Worte können Dinge verändern und Christina Dalcher schafft es das durch diese Geschichte toll zu vermitteln. Gleichzeitig ist Sprache hier auch ein Symbol für Hoffnung und Selbstständigkeit. Etwas das Jean vor allem für ihre Tochter erkämpfen will.
Heißt also…
Ein sehr bewegender, spannender und relavanter Debütroman über die Macht von Sprache und die Macht der Liebe. Sehr empfehlenswert!