Autorin: Annabelle Stehl
Verlag: LYX
Erschienen: 27.11.2020
Seitenzahl: 448
ISBN: 978-3-7363-1451-1
Scham stirbt, wenn Geschichten erzählt werden (S. 435)
Darum gehts:
Lias Welt wird in einer einzigen Nacht auf den Kopf gestellt. Und nicht im positiven Sinne. Es wird über sie getuschelt, gelästert und die Blicke folgen ihr überall. Kurzerhand beschließt sie für eine Weile wegzufahren und landet in Berlin. Dort lernt sie Noah kennen.
Das sage ich…
…zum Inhalt:
Ich hatte mit diesem Buch leider echt Startschwierigkeiten. Und das liegt vor allem daran, dass man ganz lange einfach nicht erfährt, was Lia zugestoßen ist. Auf den ersten Seiten wird deutlich, dass etwas passiert ist und doch muss man als Leser bis kurz vor Schluss warten, um die ganze Geschichte zu erfahren. Für mich ging diese Entscheidung klar auf Kosten der Nachvollziehbarkeit. Es hat so echt eine Weile gedauert, bis ich das Gefühl hatte der Geschichte gut folgen zu können. Und das war sehr schade, denn als dieser Punkt nach ungefähr einem Drittel des Buches dann erreicht war, nahm die Handlung wirklich an Fahrt auf und „Breakaway“ wurde zu echt toller Unterhaltung, die zusätzlich eine wirklich wichtige Botschaft hat: Es ist eine Geschichte darüber, wie wichtig es ist Dinge, die einen beschäftigen und stark belasten nicht für sich zu behalten. Wie wertvoll es ist Andere ins Vertrauen zu ziehen.
Positiv erwähnt sei hier noch, dass ich es super fand ein NA/YA-Buch zu lesen, dass in Deutschland spielt. Für mich war es noch nie wirklich nachvollziehbar, warum so viele deutsche Autoren/Autorinnen ihre Bücher unbedingt in den USA spielen lassen müssen.
…zu den Protagonisten:
Auch hier gilt, dass ich etwas gebraucht habe mit den Protagonisten warm zu werden. Gerade Lia ist am Anfang so verletzt und verschlossen, dass sie schwierig nachzuvollziehen ist, ohne die ganze Geschichte zu kennen. Noah ist da ein wenig anders, aber auch er beginnt relativ eindimensional.
Wie beim Inhalt gilt aber auch hier, dass dieses Buch nach einer Weile unglaublich stark wird. Denn Anabelle Stehl schafft es unfassbar gut zu erzählen, wie die beiden Protagonisten voneinander und miteinander lernen. Sie machen eine großartige Entwicklung durch, und als man langsam sowohl die Charaktere selbst, als auch deren Hintergründe besser kennt, ergeben viele Dinge vom Anfang im Nachhinein mehr Sinn. Und: die beiden passen super zusammen und sind ein tolles Team.
Toll fand ich auch, wie der Konflikt, der entsteht, aufgelöst wird, denn der Konflikt selbst eskaliert vor allem durch Verschwiegenheit auf der einen und deutliches Überreagieren auf der anderen Seite. Als Lia und Noah wieder aufeinandertreffen, sind sich jedoch beide nicht zu schade ihre eigenen Fehler einzugestehen, hören sich zu und lassen den Konflikt so nicht künstlich weiterbestehen.
…zum Stil:
Mir hat Anabelle Stehls Schreibstill echt gut gefallen. Gerade das Ende des Buches bringt viele Dinge toll in starken Sätzen auf den Punkt. Ich fand jedoch manchmal die Perspektivwechsel nicht gut gewählt: Manchmal wird von Lias zu Noahs Perspektive gewechselt, obwohl es meiner Meinung nach noch etwas mit Lias Sicht hätte weitergehen sollen und andersherum.
Heißt also:
„Breakaway“ fängt zwar langsam an, wird dann aber zu einem Buch, dass toll unterhält, romantisch ist und eine wichtige Botschaft hat.