
Autorin: Ava Reed
Verlag: LYX
Erschienen: 27.5.2020
Seitenzahl: 384
ISBN: 978-3-7363-1296-8
Freunde, mit denen man schweigen kann, sind diejenigen, auf die man zählen kann. Die, bei denen es ein Verstehen fernab von Worten gibt.“ (S. 238)
Darum gehts:
Andys Leben ist das totale Chaos, als sie zum studieren nach Seattle kommt. Eigentlich ein denkbar schlechter Moment jemanden kennenzulernen. Doch Cooper fällt ihr direkt ins Auge. Und so versucht sie nicht nur ihrem eigenen Leben und ihren Wünschen auf die Spur zu kommen, sondern auch dem, was sich hinter seine Fassade verbirgt.
Das sage ich…
...zum Inhalt:
„Truly“ ist der schöne Auftaktband einer Reihe. Und leider war mir trotzdem ziemlich schnell klar, dass es wohl der schwächste der Reihe ist. Zwar ist Andy eine tolle Protagonistin und die Geschichte hat einen schönen Fluss, dem man gut folgen kann, aber ich fand einfach fast von Anfang an die Geschichte ihrer besten Freundin June interessanter. (Diese wird im zweiten Band erzählt, den ich auch tatsächlich besser fand.) Dazu kommt, dass ich die Geschichte erstens relativ vorhersehbar und zweitens an manchen Stellen nicht ganz nachvollziehbar fand. Wie schon öfter auf diesem Blog betont sind Gefühle und Reaktionen aus dem Affekt nichts Rationales. Als Leser müssen wir deswegen nicht in jeder geschilderten Situation das Gefühl haben, dass wir ganz genau wie die Protagonisten agieren würden oder ihre Handlungen gutheißen können. Fiktive Geschichten sind aber eben auch genau das – fiktiv, weswegen ich finde, dass man durchaus gut begründete und erzählte Motivationen bzw. Hintergründe für die Handlungen und Gedanken der Charaktere braucht. Und genau das ist in „Truly“ meiner Meinung nach nicht gegeben. Ein wenig mehr dazu im nächsten Abschnitt.
Inhaltlich muss ich also sagen, dass die Geschichte zwar durchaus romantische, wunderschön geschriebene Passagen hat, mich aber im Allgemeinen durch die eben genannten Punkte nicht besonders überzeugen konnte.
…zu den Protagonisten:
Andy fand ich eine super Protagonistin. Sie ist ein Ordnungs- und Organisationsfreak und genau das fand ich immer wieder wirklich witzig erzählt und gleichzeitig nachvollziehbar und nahbar. Ihre Position in der Freundesgruppe, die in diesem Auftaktband vorgestellt wird, ist dadurch gut abgesteckt und funktioniert gerade im Gegengewicht zu ihrer besten Freundin June wirklich gut. Andy ist sympathisch, ehrgeizig und witzig und ich mochte sie wirklich gerne.
Mit Cooper ging es mir leider ein bisschen anders. Und das liegt vor allem an dem unter „Inhalt“ genannten Punkt. Als Leser merkt man direkt was für ein guter, fürsorglicher Mensch hinter der Fassade steckt. Es gibt viele Passagen, in denen man als Leser ihn gernhaben kann und er ist auch nie wirklich fies oder unfair zu den anderen, aber trotzdem stößt er Andy von sich und sorgt immer wieder für Missverständnisse und Spannung. In meiner letzten Top 10-Liste bin ich auf Klischees eingegangen, die mich stören und leider bedient Cooper hier gleich zwei – Er macht sich für ein Ereignis in seiner Vergangenheit verantwortlich, hat Schuldgefühle und kommuniziert viel zu wenig mit den Menschen um sich herum. Und genau diese Haltungen werden meiner Meinung nach nicht gut genug durch die Geschichte begründet und erklärt. Deswegen fiel es mir trotz aller Sympathie, die manche Passagen aufgebaut haben, schwer ihn nachzuvollziehen und mitzufühlen.
…zum Stil:
Ava Reed schreibt an sich wirklich toll. Die Gefühle und Emotionen sind in vielen Passagen richtig spürbar und sie hat einen tollen Humor. Gerade die ruhigeren Passagen, in denen die Handlung eher in den Hintergrund rückt und es Gespräche zwischen den Figuren oder innere Monologe gibt, sind sehr gelungen.
Dem Schreibstil ist allerdings meiner Meinung auch mein Kritikpunkt zuzuschreiben, dass manche Gefühle und Handlungen eben nicht gut genug nachvollziehbar und erklärt sind. In vielen Passagen fand ich, dass die Gefühle und Gedanken an sich toll geschrieben sind, aber nicht genug durch die Handlung vorbereitet und gestützt werden und so ihre Wirkung verfehlen.
Heißt also:
Ein nettes Buch für zwischendurch, das aber definitiv ein paar Schwächen hat.