Einen Schönen Mittwoch wünsche ich euch! Heute gibt es mal keine Top 10-Liste hier. Vor ein paar Tagen ist der dritte Band der „Away“-Reihe von Anabelle Stehl erschienen und ich durfte im Zuge des Erscheinens von „Runaway“ ein Interview mit Anabelle führen. Wer meinem Blog schon eine Weile folgt weiß, dass ich ihre Bücher sehr gerne lese und finde sie auch persönlich sehr sympathisch. Infos und Persönliches zu ihr findet ihr zum Beispiel auf ihrem Instagram-Profil oder ihrer Website.
Ich hab mich sehr gefreut ihr meine Fragen stellen zu dürfen. Hier sind ihre Antworten 🙂
Rike: Hallo Anabelle,
Zuerst einmal vielen lieben Dank, dafür, dass du mir ein paar Fragen beantwortest! Ich habe alle drei Bände deiner „Away“-Reihe sehr gerne gelesen und mich echt auf den dritten Band gefreut. Herzlichen Glückwunsch zur Veröffentlichung von „Runaway“ hier nochmal!
Was war dein erster Gedanke, als du das Manuskript dafür fertig hattest und als du es dann vor ein paar Tagen das erste Mal in den Buchläden gesehen hast?
Anabelle Stehl: Mein erster Gedanke, als es fertig war, war tatsächlich: „Schlaf!“ Ich habe ein Talent dafür, Manuskripte nachts zu beenden und ich glaube, es war gegen vier Uhr morgens, als ich das letzte Wort von Runaway getippt habe. Meist packt mich bei den letzten Szenen ein richtiger Flow und ich kann nicht mehr aufhören, bis das Buch beendet ist.
Runaway letzte Woche neben den anderen beiden Bänden in der Buchhandlung zu sehen, war ein total schönes Gefühl. Manchmal kann ich es immer noch nicht ganz begreifen, dass dort wirklich Bücher mit meinem Namen stehen. Das war ein Kindheitstraum. 😊
Rike: Nachdem jetzt alle drei Bände erschienen sind – Ist dir das Schreiben bei einem der drei schwerer oder leichter gefallen als bei den anderen? Warum?
Anabelle Stehl: Bei Runaway ist es mir am leichtesten gefallen. Ich glaube, ganz einfach deshalb, weil ich für das Buch nur sehr wenig Zeit hatte und beim Schreiben selbst nicht überarbeiten konnte. Das kam dann alles mit dem Lektorat. Daraus habe ich aber viel für mich mitgenommen und (endlich) ein wenig von dem Perfektionismus während des Schreibens ablegen können. Das hat mir in Hinblick auf Worlds Collide sehr geholfen.
Breakaway war aufregend in Hinblick darauf, dass ich diesen gesamten Prozess aus Schreiben, Lektorat, Satz etc. zum ersten Mal durchlaufen bin. Fadeaway hingegen war für mich persönlich aufgrund der Thematik manchmal schwer, weil ich ein paar Dinge verarbeiten konnte. Gleichzeitig wollte ich darauf achte, nicht nur meine Erfahrungen zu thematisieren, sondern möglichst viele Perspektiven aufzuzeigen, damit sich andere gesehen und gehört fühlen.
Rike: Wie lange hast du im Durschnitt an einem Buch gearbeitet? Oder war das sehr unterschiedlich?
Anabelle Stehl: Das war sehr unterschiedlich. Breakaway hat ziemlich lange gedauert, da ich das Buch bereits mehrmals umgeschrieben habe, bevor es final an den Verlag ging. Bei Fadeaway habe ich drei Monate geschrieben und drei Monate lektoriert, an Runaway habe ich nur knapp einen Monat geschrieben. Da lässt sich, denke ich, pauschal keine Antwort geben, da es – bei mir zumindest – immer darauf ankam, was sonst noch an Arbeit anstand.
Rike: Was hat dich dazu motiviert im New Adult Genre zu schreiben? Was begeistert dich daran?
Anabelle Stehl: Ich lese das NA Romance selbst total gern und wollte Lias, Kyras und Miriams Geschichten unbedingt erzählen. Breakaway habe ich begonnen, als ich selbst noch studiert habe, also hat sich das Genre auch sehr gut angeboten.
Rike: Gibt es ein Genre, in dem du dich als Autorin gerne noch einmal ausprobieren möchtest?
Anabelle Stehl: Fantasy! 😊
Rike: In der „Away“-Reihe lernt man so viele unterschiedliche Figuren und Persönlichkeiten kennen. Mit welcher deiner Figuren identifizierst du dich am meisten? Und hat das dir beim Schreiben geholfen oder es eher schwieriger gemacht?
Anabelle Stehl: Mit Kyra. Ich würde sagen, beides. Leichter, weil ich ihr sehr viel von mir mitgeben konnte – von der Lieblingsmusik bis hin zu Charakterzügen. Schwieriger, weil ich mich dadurch auch zwangsläufig mehr mit mir selbst auseinandersetzen musste.
Ich glaube, all meine Charaktere haben aber Kleinigkeiten, in denen sie mir ähneln, und wiederum Eigenschaften, in denen wir uns nicht stärker unterscheiden könnten.
Rike: Welche Gedanken aus deinen Büchern sollten deiner Meinung nach unbedingt bei den Lesern hängen bleiben? Welche sind dir am wichtigsten?
Anabelle Stehl: Dass jede Person mit Respekt behandelt werden und selbstbestimmt leben dürfen sollte. Dass niemand das Recht hat, über den Körper, die Sexualität und Individualität anderer Menschen zu bestimmen. Dass kein Mensch sich schämen sollte, wenn andere diese Grenzen doch überschritten haben. Dass die Schuld nie bei Opfern liegt.
Rike: In „Runaway“ geht es unter anderem darum für sich selbst und das was man will einzustehen. Fällt dir das leicht, oder findest du das eher schwer?
Anabelle Stehl: Ich sage mal so, es fällt mir leichter. Für andere einzustehen fiel mir immer leicht, für mich selbst war und ist das ein Prozess, ich habe aber das Gefühl, dass ich da auf dem richtigen Weg bin – unter anderem dank des tollen Feedbacks zu der Reihe, da dadurch tolle Gespräche entstanden sind, die mir gezeigt haben, dass wirklich keine*r von uns mit den Erfahrungen allein ist.
Rike: Abtreibung, versuchte Vergewaltigung, Cyber-Mobbing – Alles keine Einfachen und manchmal kontroverse Themen – Was hat dich dazu bewegt sie trotzdem in deinen Geschichten anzusprechen und zu behandeln?
Anabelle Stehl: Tatsächlich habe ich sie nicht trotzdem, sondern genau deshalb aufgegriffen. Ich glaube, dass wir diese harten Themen besprechen müssen, wenn wir an den Punkt kommen wollen, ein einfacheres Leben führen zu können. Themen wie Abtreibungen dürfen keine Tabu-Themen mehr sein. Wenn wir sie nicht thematisieren, bleiben sie schambehaftet und haben größere Chancen, fremdbestimmt zu werden, so wie es in vielen Teilen der Welt der Fall ist. Aber selbst in Deutschland hat Artikel 219a trotz Protesten und Demonstrationen nach wie vor Bestand. Ich finde es wichtig, darüber aufzuklären und zu sensibilisieren, damit wir hoffentlich irgendwann an den Punkt kommen, diese Themen gar nicht mehr besprechen zu müssen.
Die Nachrichten, die ich – gerade zu Fadeaway, aber auch schon zu Runaway – erhalten habe, zeigen auch, dass uns diese Geschichten verbinden und sie lang keine Einzelfälle sind. Das ist einerseits furchtbar, auf der anderen Seite glaube ich, dass genau darin auch eine unglaubliche Kraft steckt.
Rike: Viele Bücher im NA/YA-Genre gehen diese Thematiken an. Triggerwarnungen und eine gewisse Schwere gehören fast schon dazu. Hast du das Gefühl, dass es der Konversation über diese Themen und der Beendung der Stigmata, die manche dieser Themen umgibt, eher hilft oder eher schadet, dass dieses sehr erfolgreiche Genre sie so regelmäßig zu zentralen Punkten der Handlungen und Charakterisierungen macht?
Anabelle Stehl: Ich denke, es hilft. Ich gehe da mit dem Zitat auf der Rückseite der Runaway-Illustration: „Scham stirbt, wenn Geschichten erzählt werden“. Es ist völlig legitim, Dinge nur zur Unterhaltung zu lesen, und ich glaube auch nicht, dass jeder NA-Romance-Roman sich schweren Themen widmen muss! Aber ich finde es wichtig, dass es Autor*innen gibt, die diese Themen in einigen ihrer Bücher aufgreifen und behandeln, da sie Teil unserer Lebensrealität sind. Lesen fördert Empathie und gibt uns Einblicke in Erfahrungen anderer, kann uns gleichzeitig aber auch helfen, selbst Erfahrenes zu verarbeiten. Ich denke, beides hilft, Stigmata aus dem Weg zu räumen.
Rike: Danke für deine Antworten 🙂
Anabelle Stehl: Ich danke dir für die Fragen! 🙂