Fast alle Kinder, Teenies und Jugendliche kennen sie – die Schullektüre. Und fast genauso viele haben nicht die besten Erinnerungen an den Deutschunterricht zu diesen Büchern. Ich glaube es liegt ganz oft daran, wie in der Schule mit Büchern umgegangen wird. Wie oft sie einfach nur einem ganz bestimmten Zweck dienen (z. B. um eine Analyseform zu üben, eine Textsorte kennenzulernen, ein Thema aufzuzeigen oder ähnliches) und nicht genügend einfach als eine Geschichte, eine Lektüre gewürdigt werden. Ich kenne aus meiner Schulzeit auch solche Bücher. Aber mir fallen auch schnell Bücher ein, die ich in der Schule sehr gerne gelesen habe und solche die sich super als Schullektüre eignen würden.
Hier kommt meine Top 10:
10. Angie Thomas – „The hate you give“
Das Thema Rassismus ist in den letzten Jahren wieder sehr stark in den Medien vertreten gewesen. Die große Aufregung war zwar nicht bei uns in Deutschland, sondern in den USA, aber ich denke wir sollten nicht denken, dass wir dieses Problem nicht auch haben. „The hate you give“ greift dieses sehr schwere, sehr sensibel Thema auf und liefert in Starr eine unglaublich starke Protagonistin. Diese Geschichte in der Schule zu lesen und zu behandeln kann schon Kindern und Jugendlichen im Teeniealter zu einem Verständnis dafür verhelfen, wie sehr manche Vorurteile in unserem System verankert sind, und wie wichtig es ist immer wieder seine Stimme gegen Ungerechtigkeit zu erheben.
9. Ehrich Maria Remarque – „Im Westen nichts Neues“
In der Geschichte dieser Welt gab es nur zwei Kriege, die so groß waren, dass man sie als „Welt-„Kriege bezeichnet. Dieses Buch zeichnet ein sehr eindrückliches Bild davon, wie sich junge Soldaten gefühlt haben müssen und welche Gefühle, Motivationen und Handlungen im ersten Weltkrieg eine Rolle gespielt haben. Gerade die Tatsache, das die Protagonisten nicht viel Älter sind, als Jugendliche es heute in unserer Oberstufe sind, oder sogar das gleiche Alter haben, macht diese Geschichte in de Schule sehr eindrücklich. Sie beschönigt nichts, zeigt toll zwischenmenschliche Nuancen auf und ist packend geschrieben.
8. Andreas Steinhöffel – „Rico, Oskar und die Tieferschatten“
Vorurteile gehen auch manchmal gegen Menschen, die akademisch weniger begabt sind, als andere. Und dieses Buch von Andreas Steinhöffel ist eine herzliche, bewegende und oft sehr lustige Geschichte darüber, wie sich eben Intelligenz nicht immer nur an Faktenwissen messen lässt, geschweige denn als das ausschlaggebende Argument für eine Person benutzt werden kann. Denn der hochbegabte Oskar und der ‚tiefbegabte‘ Rico zeigen, dass man im Team immer mehr erreicht und liefert dabei jede Menge Spannung.
7. John Boyn – „Der Junge im gestreiften Pyjama“
Auch der zweite Weltkrieg taucht auf dieser Liste auf. Ich finde es wichtig, dass diese Vorkommnisse in der Schule thematisiert werden – und Bücher eignen sich immer toll dazu. In diesem Falle insbesondere deshalb, weil Protagonist Bruno selber im Grundschulalter ist. Das Buch an sich würde ich zwar nicht für Kinder im Grundschulalter empfehlen und doch lässt es einen eine ganz besondere Perspektive auf die Geschehnisse werfen, die am Ende die Wahrheit umso schrecklicher aufzeigt.
6. Cornelia Funke – „Der Herr der Diebe“
‚Der Herr der Diebe‘ ist voller Abenteuer, hat Protagonisten in verschieden Altersstufen und ist eine Hommage and die Kindheit. Dieses Buch macht einfach Spaß und wirft zudem viele spannende Fragen auf.
5. Casey McQuiston – „Royal Blue“
Ich mochte dieses Buch vor allem wegen der Liebesgeschichte. Aber in diesem Buch steckt so viel mehr, dass es meiner Meinung nach als Schullektüre sehr geeignet macht. Denn es geht um den halb mexikanischen Sohn der ersten Präsidentin der vereinigten Staaten, der dazu bisexuell ist. Sowohl Alex selbst, als auch seine Mutter sind Beispiele für Repräsentation, zeigen aber auch den Konflikt auf, der auch heute immer wieder rund um diese Themen entsteht. Noch dazu, weil Alex eine Beziehung mit einen Briten anfängt. Es geht also um Identität, Nationalität, die Rolle der Frau und die Dinge, mit denen Frauen in Führungspositionen heute noch zu kämpfen haben. Eine romanische Geschichte mit spannenden, tiefergehenden Themen.
4. Christina Dalcher – „Vox“
Ähnlich wie die Storyline um die Position von Alex Mutter als Präsidentin thematisiert auch ‚Vox‘ die Rolle der Frau in der Gesellschaft. Allerdings als erschreckender Thriller, der zeigt, wie schnell die Dinge, die wir für gesetzt und abgeschlossen halten eben doch ins genaue Gegenteil umschlagen können. Auch literarisch ist dieses Buch meiner Meinung nach wirklich stark – Es ließe sich also toll im Deutschunterricht behandeln.
3. Bernhard Schlick – „Der Vorleser
Ein zweites Buch über die Zeit des zweiten Weltkrieges. Oder in diesem Falle die Zeit danach und welche Langzeitfolgen der zweite Weltkrieg für die Beteiligten hatte. Es geht um die Frage, wie weit man geht, um die Würde des Menschen zu schützen, um Stolz, aber auch darum, wie die erste große Liebe nachwirkt und manche Entscheidungen sehr schwierig macht. Eine toll geschriebene Geschichte, zu der man in der Oberstufe tolle Deutschstunden geben kann.
2. Patrick Süßkind – „Das Parfum“
Dieses Buch finde ich vor allem wegen seiner Sprache interessant. Patrick Süßkind schreibt wirklich besonders. Ach speziell – Aber genau das macht meiner Meinung nach dieses Buch zu einem Muss im Deutschunterricht. Denn die Geschichte ist makaber, packend und bietet jede Menge Potenzial zum Austausch, zur Analyse aber auch zur Diskussion einiger ethischer Fragen und Interpretationen.
1. Otfried Preußler – „Krabat“
Eins meiner Lieblingsbücher. Und zwar, weil Otfried Preußler es wie kein anderer schafft Stimmung zu erzeugen. Manchmal düster, manchmal mysteriös, manchmal einfach spannend. Dazu kommt, dass die Magie in diesem Buch nicht so deutlich positiv oder negativ konnotiert ist, wie in vielen anderen Werken – Hier kann man also lange über das Gelesene nachdenken, reden und analysieren.