
Autorin: Josi Wismar
Verlag: Heyne
Erschienen: 20.6.2022
Seitenzahl: 384
ISBN: 978-3-453-42521-7
Jeder hat Dinge, die er nicht immer direkt teilen kann. Dinge, die Zeit und Vertrauen brauchen, um sie auszusprechen. (S. 237)
Darum gehts:
Lexie fühlt sich wohl in dem Leben, das sie führt. Das war längst nicht immer so, aber jetzt schafft sie es. Nur eine wichtige Regel hat sie dabei: Keine Beziehung. Aber natürlich ist es genau diese Regel, die plötzlich in Frage gestellt wird, als sie Nate kennenlernt.
Das sage ich…
…zum Inhalt:
An vielen Stellen liest sich dieses Buch wirklich toll und die Freundesgruppe, die im ersten Band vorgestellt wurde und in diesem zweiten wieder auftaucht, ist nach wie vor wirklich gut charakterisiert. Man merkt richtig, wie wohl sich Lexie mit ihren Freund*innen fühlt und das war echt schön. „Words you Need“ erzählt davon, wie schwer es manchmal ist Vertrauen zu fassen, wenn man einmal enttäuscht wurde, und wie sehr es sich doch immer wieder lohnt. Das gelingt sehr gut.
Trotzdem fand ich leider, dass die Geschichte ein bisschen zu oberflächlich bleibt. Denn obwohl es Drama und Konflikt gibt, hat es sich für mich angefühlt, als ob Potenzial für noch mehr dagesessen wäre. Und das nicht unbedingt quantitativ, sondern qualitativ. Für mich wurde die Tragweite, die manche Entscheidungen hatten, nicht genug begründet. Ein weiterer Kritikpunkt war für mich, wie am Ende mit dem Thema Kinderwunsch umgegangen wird – Denn die Frage wann/ob/wie man Familie gründen möchte, ist nichts, bei dem man einfach unterschiedlicher Meinung sein/bleiben kann. Diese Frage hängt mit einem Lebensentwurf zusammen und für mich wurde es sich hier am Ende zu leicht gemacht.
…zu den Protagonisten:
Lexie ist eine sehr starke, sehr unabhängige Figur. Besonders wenn es um ihre Ansichten zu Männern geht. Das hat mir wirklich gut gefallen. Außerdem lebt sie diese Selbstbestimmtheit auch bei ihren Hobbys und Vorlieben aus – sie ist einfach cool! Auf der anderen Seite wirkte sie manchmal auch sehr kalt und unnahbar, war zwar auf der einen Seite durch die Geschichte erklärt wird, auf der anderen Seite aber manchmal auch dazu führt, dass man sie auch als Leser*in nicht als nahbar erlebt. Als Protagonistin fand ich sie deshalb oft schwierig.
Nate auf der anderen Seite ist das genaue Gegenteil. Und es entsteht schnell das Gefühl, dass diese Entscheidung ganz bewusst getroffen wurde. Es werden quasi die stereotypen Rollen vertauscht – Lexie als die Figur, die nur auf Eroberungen aus ist und nicht wirklich Gefühle zeigen kann/will, und Nate als der einfühlsame Gegenpart, der diese Fassade durchbricht. Nate als Figur fand ich wirklich sympathisch. Ich mochte seine Art mit Lexie umzugehen sehr! Nichts desto trotz ist hier ein weiterer Punkt, an dem das Buch oberflächlich bleibt: Denn was eigentlich ein langsames aufbrechen lange aufrechterhaltener Mauern sein sollte, geht dann einfach zu schnell – die Glaubwürdigkeit der Beziehung der Hauptfiguren leidet wirklich darunter.
…zum Stil:
Was soll ich sagen? Wie im ersten Band gibt es auch hier wieder sehr viele Anspielungen und Textverweise auf die moderne Popkultur. Echt ein paar zu viele! Dazu kommen manchmal Sätze, die einfach gewollt poetisch klingen.
Im großen und ganzen ist der Still allerdings gut zu lesen und man kann der Geschichte gut folgen.
Heißt also:
Für mich leider nur eine durchschnittliche Fortsetzung.